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Das Schmiedehandwerk ist sehr vielseitig und gleiche oder ähnliche Arbeitstechniken
können zu den unterschiedlichsten Endprodukten führen. Es ist faszinierend, wie ich
aus dem gleichen Ausgangsmaterial mit den gleichen Techniken sowohl einen kunstvollen
Kerzenständer schmieden kann, als auch Großmutters Gartenhacke.
Wenn bei frei gestalteten Arbeiten die Idee im Vordergrund steht, die es handwerklich
angemessen auszuarbeiten gilt, so verlangt das Herstellen von Werkzeugen wieder andere
Fertigkeiten vom Schmied. Hier stehen neben der Selbstverständlichkeit der
Schmiedetechniken noch die Materialwahl, die Wärmebehandlung (Glühen, Härten,
Anlassen), die Auseinandersetzung mit dem Einsatz des Werkzeuges und seiner Beanspruchung
im Vordergrund, was diesen Tätigkeitsbereich zumindest für mich sehr interessant
macht. Auch ist in diesem Bereich durch Industrieproduktion auf ganzer Linie ein sehr großl;es
Wissen in weiten Teilen verloren gegangen, das es gilt, sich wieder neu zu erarbeiten.
Zu handgeschmiedeten Werkzeugen kann (und sollte) der Benutzer wieder eine Beziehung
aufbauen, sich um ein bewusstes Arbeiten mit diesem Werkzeug bemühen, auch wenn man es
heute allgemein nicht mehr gewohnt ist, solche Dinge wirklich Wert zu schätzen.
Besonders deutlich wird mir das immer wieder, wenn ich den Auftrag bekomme, bestimmte
Waffen oder Werkzeuge nach Fundstücken oder Zeichnungen zu rekonstruieren, bzw.
nachzuschmieden. Durch die notwendige intensive Auseinandersetzung mit den Originalen
kann man nur immer wieder staunen, mit welcher Hingabe die Menschen früher vielfach
gearbeitet haben, selbst bei ganz einfachen Dingen.
Bei sämtlichen von mir handgeschmiedeten Werkzeugen
finden zugunsten der Schärfe, der Schnitthaltigkeit und
der Verarbeitbarkeit keine rostfreien Stähle Verwendung,
so dass es selbstverständlich sein sollte, seine Axt
oder sein Messer nach einem Einsatz immer zu säubern,
ggf. mit einem leicht öligen Lappen gegen Flugrost zu
schützen, welcher im Übrigen die Schärfe sofort
ganz erheblich beeinflusst. Die paar Sekunden oder Minuten,
die das kostet können eigentlich kein Argument sein,
es zu unterlassen. Ich wäre froh, wenn es gelänge,
sich wenigstens einen Schritt weit von der Wegwerfgesellschaft
zu entfernen, wieder hin zur bewussten Benutzung individuellen
Werkzeuges.
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